Amélie Losier

Von Angesicht zu Angesicht. Sayeda


SAY­E­DA

Frau­en in Ägyp­ten. Women in Egypt. Femmes d‘Égypte

 

 

Seit dem ara­bi­schen Früh­ling 2011 durch­lebt Ägyp­ten eine hef­ti­ge po­li­ti­sche und öko­no­mi­sche Krise. Ein Teil der Be­völ­ke­rung kämpft für Mei­nungs­und Ver­samm­lungs­frei­heit, für das Recht auf Gleich­heit vor dem Ge­setz, und klagt laut und deut­lich Ver­let­zun­gen von Men­schen­und vor allem Frau­en­rech­ten an. Ei­ni­ge Frau­en kämp­fen gegen den tra­di­tio­nel­len Ver­hal­tens­ko­dex, der für sie eine an­de­re Rolle und einen an­de­ren Sta­tus vor­sieht als für Män­ner. Viele hof­fen auf einen Men­ta­li­täts­wan­del der Ge­sell­schaft, auch wenn sie in ihrem All­tag oft selbst wenig un­ter­neh­men kön­nen. Wer sind diese Frau­en?

In Ihrer Ar­beit «SAY­E­DA. Frau­en in Ägyp­ten» por­trä­tiert die Fo­to­gra­fin Amélie Lo­sier Ägyp­te­rin­nen zwi­schen Ara­bi­schem Früh­ling und mi­li­tär­dik­ta­to­ri­scher Eis­zeit: eine von vier Ta­xi­fah­re­rin­nen in Kairo, die erste ägyp­ti­sche Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tin, Ak­ti­vis­tin­nen, Ar­bei­te­rin­nen und Ehe­frau­en mit oder ohne Kopf­tuch Frau­en, deren je­wei­li­ge Po­si­ti­on in der Ge­sell­schaft von ihrer Re­li­gi­on, Aus­bil­dung, Alter und so­zio­öko­no­mi­schen Lage ab­hängt. Lo­sier hat sie in ihrem Zu­hau­se be­sucht und fo­to­gra­fiert und die Ge­dan­ken und Wün­sche jeder Frau in einem In­ter­view auf­ge­nom­men. Sie legt damit Zeug­nis ab über das weib­li­che Ägyp­ten zwi­schen Auf­bruch und Sta­gna­ti­on.

Dar­aus er­gibt sich eine mög­li­che Ant­wort auf die Frage: Was be­deu­tet es, eine Frau heute in Ägyp­ten zu sein?

SALMA

Salma (Name ge­ä­nde­rt), 28 Jahre, ist Fern­seh­jour­na­lis­tin, ge­schie­den, und lebt in einer Wohn­ge­mein­schaft im Zen­trum von Kairo. Sie hat eine sechs­jä­hr­ige Toch­ter, die bei ihrer Mut­ter in Alex­an­dria lebt.

Aus Liebe ak­zep­tier­te sie es, nach der Hoch­zeit den Niqab* zu tra­gen, aber ihr Mann hat sie dar­auf­hin nur un­ter­drüc­kt und ihre Liebe miss­braucht.

«Zum Glück kann man sich aber trotz niqab wei­ter­hin Ge­dan­ken ma­chen! In der is­la­mi­schen Ge­sell­schaft darf nur der Mann sich schei­den las­sen. Jetzt aber er­laubt das Ge­setzt auch der Frau, die khula** zu be­an­tra­gen: Sie kann sich vom Mann schei­den las­sen, muss aber ein Pa­pier un­ter­schrei­ben, mit dem sie auf alle fi­nan­zi­el­len An­spru­̈che ver­zich­tet. Mein Mann nahm mir alles weg, mei­nen Schmuck, mein Geld. Aber meine Toch­ter nicht, zum Glück! (lacht). Am Tag, als ich aus­zog, habe ich den Niqab ab­ge­legt – noch vor der Schei­dung. Was für eine Er­leich­te­rung.»

* Schlei­er, der das ganze Ge­sicht außer die Augen be­deckt, von man­chen mus­li­mi­schen Frau­en in der Ö­ffen­tlic­hkeit ge­tra­gen.

** khula ist im Islam der ju­ris­ti­sche Be­griff für eine Schei­dung, die von einer Frau be­an­tragt wird. Wenn sie sich schei­den las­sen will, ver­liert sie da­durch einen Teil ihrer Rech­te: sie muss den mahr zu­rüc­kg­eben (eine Summe, die der Mann für die Hei­rat ein­ge­bracht hatte), sie darf drei Mo­na­te lang nicht hei­ra­ten (und zwar aus fol­gen­dem Grund: Wenn die Frau in die­ser Zeit fest­stellt, dass sie schwan­ger ist, kann der Vater des Kin­des nicht ver­wech­selt wer­den). Schließ­lich muss sie aus zie­hen und die Woh­nung dem Mann übe­rla­ssen, außer sie hat Kin­der. Das letz­te Wort dazu hat der Rich­ter.

NADIA

Nadia, 42 Jahre, Mut­ter zwei­er Kin­der, lebt mit ihrem in­di­schen Mann in Sadat City, 100 km nord­west­lich von Kairo. Sie ar­bei­tet als Bau­lei­te­rin in der Bau­in­dus­trie, ein Beruf, der sehr sel­ten von Frau­en aus­ge­ü­bt wird, sowie in der Im­mo­bi­li­en­bran­che.

«Es ist ein Ge­schenk Got­tes, dass ich diese Ar­beit ma­chen kann: Denn ich habe nicht stu­diert und habe alles vor Ort ge­lernt. Ein paar Be­kann­te haben mir sehr ge­hol­fen, so weit zu kom­men.

Die Mä­nner, die für mich ar­bei­ten, ken­nen mich nun schon lange, und es macht ihnen nichts mehr aus, dass ihr Chef eine Che­fin ist. Aber ich muss oft rich­tig la­chen, wenn ich die Übe­rr­aschu­ng auf den Ge­sich­tern neuer Mit­ar­bei­ter sehe, denen klar wird, dass sie einer Frau ge­hor­chen mü­ssen!»


BO­T­HAI­NA

Bo­t­hai­na, 52 Jahre, hat Be­triebs­wirt­schaft, dann Po­li­tik­wis­sen­schaft mit Schwer­punkt Afri­ka sowie Jour­na­lis­mus stu­diert; heute ist sie Fern­seh­jour­na­lis­tin und Po­li­ti­ke­rin. Sie lebt al­lein im Zen­trum von Kairo und hat eine Toch­ter.

2012 und 2014 war sie die ein­zi­ge Frau, die ver­such­te, für die Pra­̈s­iden­tschaft­swa­hlen zu kan­di­die­ren, doch reich­te die An­zahl der ge­sam­mel­ten Un­ter­schrif­ten für die Zu­las­sung ihrer Kan­di­da­tur nicht aus.

«Ägy­pten hat lange ge­schla­fen. Aber ich habe mit mei­ner Re­vo­lu­ti­on schon vor der Re­vo­lu­ti­on an­ge­fan­gen! Sechs Jahre lang hatte ich im Radio eine Sen­dung, die hieß Night Con­fes­si­ons (Nacht­ge­stän­dni­sse) – das war da­mals eine Re­vo­lu­ti­on! Die Leute rie­fen an, um mit mir über ihre Pro­ble­me im All­tag zu spre­chen, um Fra­gen zu stel­len. Viele Frau­en waren sehr di­rekt. Ich finde, sie kö­nnen viel le­ben­di­ger von ihren Le­bens­um­stä­nden er­zä­hlen als die Mä­nner. Aber in den Frei­tags­ge­be­ten hieß es immer wie­der, meine Ho­̈rer und meine Sen­dun­gen wü­rden sich gegen die Scha­ria wen­den und ein schlech­tes Bild von Ägy­pten zeich­nen. Das war ein lan­ger Kampf. Am Ende haben die Radio-Chefs die Sen­dung ab­ge­setzt. Mei­ner Mei­nung nach soll­te die Re­vo­lu­ti­on keine po­li­ti­sche, son­dern vor allem eine so­zia­le und kul­tu­rel­le sein. Aber das wird viel Zeit brau­chen.

Als 2011 die Re­vo­lu­ti­on be­gann, wurde mir schnell klar, dass ich mich für Frau­en­rech­te en­ga­gie­ren woll­te. Fru­̈her dach­te ich, wenn Ägy­pten dem Volk mehr Rech te gibt, dann wer­den auch die Frau­en davon pro­fi­tie­ren. Heute aber bin ich davon übe­rzeu­gt, dass es genau um­ge­kehrt ist: Nur wenn die Frau­en sich mehr Rech­te ver­schaf­fen, wird die ganze Ge­sell­schaft etwas davon haben. Die bes­se­re Stel­lung der Frau muss Vor­rang haben. Aus die­sem Grund woll­te ich in die Po­li­tik (…).

In un­se­rem Land siehst du Mä­dchen, die eng an­lie­gen­de Hose tra­gen und übe­rtri­eben ge­schminkt sind, ihre Haare aber unter einem Schlei­er ver­ste­cken mü­ssen. Und die Mehr­heit der Fri­seu­re sind Mä­nner. Es gibt in un­se­rer Ge­sell­schaft viele Wi­der­spru­̈che, das ist Ägy­pten: alles und sein Ge­gen­teil, und das ist ein Reich­tum!»

NOURA

Noura, 19 Jahre, lebt bei ihren El­tern in Im­ba­ba in Kairo. Sie ist Gym­na­si­as­tin und möc­hte zu­näch­st ihr Ab­itur ma­chen. Sie ist ver­lobt. Ihr Zu­kün­ft­iger will nicht, dass sie nach der Hoch­zeit ar­bei­tet.

«Ich wü­rde ei­gent­lich sehr viel ma­chen wol­len, Ste­war­dess, oder Ge­schäft­sfrau in der Kos­me­tik, oder eine ei­ge­ne Firma haben. Da­für müs­ste ich aber noch viel ler­nen und Er­fah­run­gen sam­meln. Das ist ein lan­ger Weg, und ich müs­ste auf das Wich­tigs­te ver­zich­ten: mir ein Leben mit Mann und Kin­dern auf­zu­bau­en. Ohne das kann ich aber nicht leben. Ich brau­che Liebe und will meine ganze Zeit der Liebe wid­men. Dar­auf freue ich mich. Wenn ich hei­ra­te, wird mir das die Mö­glic­hkeit geben, die Frei­heit zu ge­nie­ßen, eine ei­ge­ne Woh­nung zu haben, ohne Be­vor­mun­dung ei­gen­stä­nd­ig ent­schei­den zu kö­nnen, was ich ein­kau­fen und ko­chen will und wie meine Kin­der er­zie­he. Es gibt hier ein Sprich­wort: ‹Bis du dei­nen Sohn groß­ge­zo­gen hast, passt sich dein Mann an.› In zehn Jah­ren werde ich eine Mut­ter sein, die für ihre Fa­mi­lie und ihren Mann ver­ant­wort­lich ist.

Ich bin sehr ge­spannt dar­auf, die Se­xua­li­tät zu ent­de­cken. Ei­ner­seits habe ich etwas Angst, weil ich noch ganz ah­nungs­los bin, aber ich freue mich auch sehr dar­auf. Ich habe na­tü­rlich nicht nur das Eine im Kopf, aber Sex ist si­cher mit Ver­gnu­̈gen ver­bun­den.

Ich bin nicht be­schnit­ten, im Ge­gen­satz zu mei­ner Mut­ter, die aus dem Su­̈den Ägy­pte­ns kommt, wo das Tra­di­ti­on ist. Es war aber so schreck­lich für sie, dass sie be­schlos­sen hat, meine Schwes­ter und mich nicht be­schnei­den zu las­sen. Es ist mir pein­lich, mit mei­ner Mut­ter über Sex zu reden. Sie wird mir vor der Hoch­zeit be­stimmt ei­ni­ges er­kla­̈ren. Eine Freun­din von mir hat in der Schu­le Un­ter­richt ge­habt über den män­nl­ichen und weib­li­chen Kö­rper und spricht mit mir dar­über. Das Thema ist sonst sehr tabu hier. Aber meine Freun­din hat mir vie­les über mei­nen Kö­rper er­klä­rt, was ich übe­rhaupt nicht wuss­te! Man hat mir ge­sagt, dass Mä­nner all­ge­mein ego­is­tisch sind, wenn es um Sex geht. Aber ich denke, mein kün­ft­iger Mann wird je­mand sein, mit dem ich reden kann. Geben und Neh­men – es muss in beide Rich­tun­gen gehen. Und ich werde keine Angst haben, das an­zu­spre­chen.»

NADIA

Nadia, 42 Jahre, wurde in Beni Souef ge­bo­ren und lebt in Ma­di­net El Salam im Nor­den von Kairo. Sie ge hört zur Min­der­heit der Kop­ten und ar­bei­tet als Haus halts­hil­fe bei einer Fa­mi­lie. Sie hat einen Sohn, Tomy, 25 Jahre alt, und eine Toch­ter, Mirna, 15 Jahre alt.

«Ich war 15, als ich ver­hei­ra­tet wurde. Mei­nen Mann habe ich mir nicht aus­ge­sucht. Es war keine Lie­bese­he. Er war ein wi­der­li­cher Kerl, ging fremd, und wenn er be­trun­ken war, schlug er mich und fü­gte mir re­gel­ma­̈ß­ig Ver­bren­nun­gen zu. Als Kop­tin darf man sich nicht schei­den las­sen, es sei denn, der Mann ver­hä­lt sich ge­gen­über sei­ner Frau in­kor­rekt. Ich hatte ge­nu­̈ge­nd Grü­nde, eine Schei­dung zu ver­lan­gen, also ließ ich den Pries­ter kom­men. Vor dem Pries­ter hat sich mein Mann aber ver­stellt und ge­sagt, ich wü­rde lu­̈gen… So durf­te ich mich nicht schei­den las­sen, und mein Mann war da­nach na­tü­rlich umso ge­walt­ta­̈t­iger. Vor elf Jah­ren bin ich zu mei­ner Mut­ter ge­zo­gen. Ich hatte Angst um die Kin­der und woll­te sie schü­tzen. Er ist uns nicht ge­folgt, aber er hat un­se­re Woh­nung ver­kauft, das ganze Geld ver­spielt und für Dro­gen aus­ge­ge­ben, bis er ob­dach­los wurde. Trotz allem habe ich ihm ge­hol­fen, ich hatte Mit­leid, und er war schließ­lich der Vater mei­ner Kin­der. Vor drei Jah­ren ist er an einer Übe­rd­osis ge­stor­ben. Ham­dul­li­lah! Gott sei Dank! Es ist eine Er­leich­te­rung, dass er nicht mehr lebt.

Mä­nner sind Idio­ten. Soll­te ich einen neuen Mann ken­nen­ler­nen, dann muss er Geld haben. Ich will nicht mehr für die Fa­mi­lie ar­bei­ten mü­ssen, wä­hre­nd der Mann kei­nen Fin­ger rüh­rt, wie das bei mei­nem der Fall war.

Ich möc­hte, dass meine Toch­ter Be­triebs­wirt­schaft auf Eng­lisch stu­diert, denn ich denke, das ist die Zu­kunft. Aber sie will an die Hoch­schu­le der Kün­ste. Auf jeden Fall werde ich alles da­für tun, dass sie erst nach ihrem Stu­di­um hei­ra­tet. Und sie wird sich den Mann selbst aus­su­chen!»

MONA

Mona, 42 Jahre, lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töc­htern in Im­ba­ba in Kairo. Sie ist Ko­̈chin und Putz­frau.

«Die ägy­pt­ische Frau denkt zu­al­ler­erst an ihre Kin­der. Dann an ihren Mann und den Haus­halt. Erst am Ende denkt sie an sich selbst. Also muss sie es sich selbst vor­wer­fen, wenn sie ihre Rech­te ver­liert: das Recht zu ar­bei­ten, das Recht auf eine ei­ge­ne Mei­nung ihrem Mann ge­gen­über. Dies ist lei­der das Schick­sal vie­ler Frau­en in Ägy­pten. Zum Glück aber nicht mei­nes, denn ich lebe in einer Lie­bese­he. Ich ar­bei­te, weil es mir ge­fäl­lt und weil ich es brau­che.

Wä­hre­nd der Re­vo­lu­ti­on 2011 habe ich 18 Tage lang mit de­mons­triert, um mehr so­zia­le Ge­rech­tig­keit und Ar­beit zu for­dern. Seit­dem hat sich zwar nichts ge­ä­nde­rt. Aber ich denke, wir mü­ssen ge­dul­dig sein, sehr ge­dul­dig. Und wir mü­ssen alle wei­ter­hin Hand in Hand gehen.»

NADA

Nada, 26 Jahre, lebt in einer Wohn­ge­mein­schaft im Zen­trum von Kairo. Sie ist Fo­to­gra­fin, DJane, De­si­gne­rin und ko­or­di­niert das Image Edu­ca­ti­on-Pro­gramm des Kinos Zawya, das sie 2014 mit­ge­grü­nd­et hat. In ihrer frei­en Zeit kü­mme­rt sie sich um aus­ge­setz­te Tiere.

«Meine El­tern sind glüc­klich, sogar stolz, dass ich al­lein lebe. Ich habe meine Woh­nung, lebe mein Leben und muss nie­man­dem Re­chen­schaft ab­le­gen.

Ich habe einen Freund, bin aber nicht mit ihm ver­hei­ra­tet. Meine Si­tua­ti­on ist un­ge­wöh­nlich, wenn man die ägy­pt­ische Ge­sell­schaft ins­ge­samt be­trach­tet, aber in mei­ner so­zia­len Schicht bin ich keine Aus­nah­me: Meine Freun­din­nen bzw. Freun­de haben alle einen Freund bzw. eine Freun­din. Und ich stel­le fest, dass immer mehr Leute mei­ner Ge­ne­ra­ti­on ei­gen­stä­nd­ig leben, ohne ver­hei­ra­tet zu sein. Das finde ich sehr schön, weil das eine klei­ne Ge­mein­schaft bil­det. (…) Meine El­tern ver­trau­en mir.

‹Li­i­i­i­i­i­ie­bes, hast du keine Angst auf dei­nem Fahr­rad? Bei den gan­zen Ver­bre­chern auf der Stra­ße?› Ich ge­nie­ße es, dass die Freun­din­nen mei­ner Mut­ter so re­agie­ren, wenn sie mich auf dem Fahr­rad sehen. Da­durch fü­hle ich mich stä­rker und mu­ti­ger. Ge­ne­rell denke ich, dass Stä­rke und Mut zwei we­sent­li­che Ei­gen­schaf­ten sind, die man als Frau in Kairo be­sit­zen soll­te. (…)

Eine pa­tri­ar­cha­li­sche Ge­sell­schaft wie in Ägy­pten schreibt der Frau genau vor, wie sie sich als Mut­ter, als Haus­frau usw. zu be­neh­men hat. Aber das ver­langt auch vom Mann, per­fekt zu sein und ganz al­lein für seine Fa­mi­lie zu sor­gen, fi­nan­zi­ell, emo­tio­nal, und in allen Punk­ten Si­cher­heit zu ga­ran­tie­ren. Ich liebe mei­nen Vater, wenn ich sehe, wie er alles gibt, um für die Fa­mi­lie zu sor­gen, und ich haben den Ein­druck, dass wir ihm das wahr­schein­lich nie zu­rüc­kg­eben kö­nnen. Das ver­ges­sen wir gerne.

Ich finde es nicht un­be­dingt an­ge­nehm, durch Kairo zu lau­fen. Ich sehe die Men­schen, die Stra­ßen, Armut, Freu­de, Dumm­heit und all das, tote Kat­zen, tote Hunde, Ver­bit­te­rung, Müll, scho­̈ne Ar­chi­tek­tur, Chaos, übe­ra­ll ist zu viel Lärm, lau­ter Lärm. Es ist wie ein Dschun­gel, ein Dschun­gel aus Beton. Wenn ich Su­per­krä­fte hä­tte, wü­rde ich brei­te Bü­rge­rste­ige für die Fuß­gä­nger bauen und Fahr­rad­we­ge. Das ö­ffen­tl­iche Ver­kehrs­sys­tem ist hier sehr schlecht, das wü­rde ich ver­bes­sern, und ich wü­rde ver­su­chen, ein Re­cy­cling-Sys­tem auf­zu­bau­en, damit alles etwas sau­be­rer wird. Wenn ich Su­per­krä­fte hä­tte, wü­rde ich vor allem auch diese Idee re­li­gio­̈ser Ge­set­ze aus­ra­die­ren, das ist nä­mlich wirk­lich pro­ble­ma­tisch hier. Das ge­sam­te ägy­pt­ische Rechts­sys­tem wü­rde ich durch­leuch­ten las­sen.

ZEIN­AB

Zein­ab, 31 Jahre, ledig, lebt bei ihrer Mut­ter im Kai­ro­er Stadt­teil Maadi. Sie hat in Ägy­pten, Bel­gi­en und Frank­reich Po­li­tik­wis­sen­schaf­ten stu­diert und war für Am­nes­ty In­ter­na­tio­nal ta­̈t­ig. Heute ar­bei­tet sie in Kairo bei einer NGO, die für Frau­en­rech­te und gegen se­xu­el­le Be­lä­st­igu­ng in Ägy­pten kämp­ft.

«Se­xu­el­le Be­lä­st­igu­ng ist eine tä­gl­iche Rea­li­tät für fast alle Frau­en in Kairo (…).

Wä­hre­nd der Re­vo­lu­ti­on und bei den Frau­en­de­mons­tra­tio­nen auf dem Tahr­ir-Platz tauch­te ein neues Pha­̈n­omen auf: die Ver­ge­wal­ti­gung durch ganze Grup­pen von Mä­nnern, der mob se­xu­al as­sault. (…) Etwa fün­fzehn oder zwan­zig Mä­nner, gut or­ga­ni­siert, manch­mal be­waff­net, gaben sich ge­gen­sei­tig ein Zei­chen und zogen in­ner­halb von drei­ßig Se­kun­den eine Frau auf den Boden und um­ring­ten sie mit ein, zwei oder drei Krei­sen. Von außen war das Opfer gar nicht zu sehen, die Sache hatte den An­schein einer Aus­ein­an­der­set­zung unter jun­gen Mä­nnern. Ich war Mit­be­grü­nd­erin der Or­ga­ni­sa­ti­on Tahr­ir Bo­dy­guards. (…) Meine Kol­le­gen sind in diese Krei­se ein­ge­drun­gen und haben das Opfer her­aus­ge­zo­gen, wä­hre­nd es meine Auf­ga­be war, die Frau dann auf­zu­neh­men und zu un­se­rem safe house zu brin­gen, wo sie in Si­cher­heit war und psy­cho­lo­gi­sche Be­treu­ung er­hielt (…). Nach dem Ende der De­mons­tra­tio­nen haben Kol­le­gen und ich eine neue Or­ga­ni­sa­ti­on ge­grü­nd­et: Di­gni­ty wi­thout Bor­ders, um wei­ter an dem Pro­blem der se­xu­el­len Be­lä­st­igu­ng zu ar­bei­ten: durch Bil­dung in der Schu­le, durch Schaf­fung eines ö­ffen­tl­ichen Be­wusst­seins für das Thema und durch Em­power­ment der Frau­en. Ich glau­be, dass eine Ge­sell­schaft nur durch Bil­dung einen re­spekt­vol­le­ren Um­gang ge­gen­über Frau­en ent­wi­ckeln kann.

Grund­sät­zlich herrscht heute in un­se­rer Ge­sell­schaft die Auf­fas­sung, die Frau sei al­lein ver­ant­wort­lich für das, was ihr zu­stö­ßt. Auch die Frau­en selbst mei­nen, sie seien ver­ant­wort­lich für den er­lit­te­nen se­xu­el­len Miss­brauch. Des­we­gen ver­su­che ich mit Di­gni­ty Wi­thout Bor­ders die Wahr­neh­mung der Frau­en von sich selbst zu ver­ä­ndern.

(…) Mit dem Ein­satz der ‹Tahr­ir Bo­dy­guards› und der Ver­brei­tung der Nach­rich­ten über die so­zia­len Me­di­en be­gan­nen die Frau­en dar­über zu spre­chen.

(…) Un­ab­hä­ng­ig von der Re­li­gi­on glau­be ich wirk­lich an die Gleich­be­rech­ti­gung von Mann und Frau. Und so­lan­ge ich nie­mand in Le­bens­ge­fahrt brin­ge, nie­man­dem phy­sisch oder mo­ra­lisch zu nahe trete, so­lan­ge ich die Frei­heit des an­de­ren re­spek­tie­re, gibt es kei­nen Grund, dass die Art, wie ich mich an­zie­he, ir­gend­je­man­den etwas an­geht. Jeder ist für sein ei­ge­nes Han­deln ver­ant­wort­lich! Es er­gibt für mich kei­ner­lei Sinn, dass mich die Ge­sell­schaft für die se­xu­el­len Re­gun­gen und Frus­tra­tio­nen der Mä­nner ver­ant­wort­lich ma­chen will. … Es gibt noch so viel zu tun!»

 

MAY

May, 36 Jahre, ist Ma­le­rin, Fo­to­gra­fin und Re­gis­seu­rin von Do­ku­men­tar­fil­men. Sie lebt zur einen Häl­fte bei ihrer Mut­ter und zur an­de­ren Häl­fte in der Wohn­ge­mein­schaft ihres Ate­liers in Maadi, Kairo.

In ihrer do­ku­men­ta­ri­schen Ar­beit be­schä­fti­gt sie sich haupt­säc­hlich mit den Le­bens­be­din­gun­gen der Frau­en sowie mit wei­te­ren The­men, die in Ägy­pten pro­ble­ma­tisch sind wie se­xu­el­le Lust und Ge­ni­tal­ver­stü­mm­elu­ng. Ob­wohl die weib­li­che Be­schnei­dung seit 1996 of­fi­zi­ell ver­bo­ten ist, wird sie wei­ter­hin prak­ti­ziert.

«Im Su­̈den Ägy­pte­ns wird eine un­be­schnit­te­ne Frau kei­nen Mann fin­den. Die Tra­di­ti­on ist dort noch sehr wich­tig. Ich war sehr ent­täusc­ht zu er­fah­ren, dass die Be­schnei­dung ur­sprün­glich aus der Pha­rao­nen­zeit stammt! Im Islam darf eine Frau sich von ihrem Mann schei­den las­sen, wenn er ihr keine se­xu­el­le Be­frie­di­gung ver­schafft. Zu­gleich aber wird die Be­schnei­dung von der Scha­ria be­fü­rwo­rt­et, die auf den Ha­dit­hen* ba­siert. Wie aber kann eine Frau se­xu­el­les Ver­gnu­̈gen er­le­ben, wenn sie be­schnit­ten ist?»

* Dem Pro­phe­ten zu­ge­schrie­be­ne Aus­spru­̈che.

RA­WIYA

Ra­wiya, 37 Jahre, lebt mit ihrem Mann und ihren drei Töc­htern in einem Bau­ern­dorf der Oase Fay­o­um, 150 km sü­dlich von Kairo. Sie war zwö­lf, als sie mit Tö­pfe­rku­rsen bei Eve­ly­ne Por­ret an­fing, einer aus der Schweiz stam­men­den Tö­pf­erin, die nach Tunis El Fay­o­um ge­zo­ge­nen war. Da­durch ent­deck­te Ra­wiya ihren Weg und wurde selbst Tö­pf­erin. Mit fün­fun­dzwa­nz­ig er­öf­fn­ete sie ihre ei­ge­ne Werk­statt.

«Ich komme aus einer sehr armen Bau­ern­fa­mi­lie. Ich habe meh­re­re Hei­rats­an­tra­̈ge er­hal­ten, doch ich lehn­te sie ab, weil die Mä­nner nur woll­ten, dass ich auf dem Feld ar­bei­te. Ich aber woll­te nicht. Ich wünsc­hte mir je­man­den, der wie ich und mit mir als Tö­pfer ar­bei­tet.

Ich bin zwei­mal in Frank­reich ge­we­sen, um meine Ar­beit zu zei­gen. Das erste Mal war es nicht ein­fach. Mein Vater war gegen die Reise, denn eine un­ver­hei­ra­te­te Frau darf nicht al­lein ins Aus­land – selbst eine ver­hei­ra­te­te Frau nicht. Aber Ma­dame Eve­ly­ne hat es ge­schafft, meine Fa­mi­lie zu übe­rze­ugen.

Die Klei­dung, die ich am liebs­ten trage, ist die ga­la­beya*, wie es hier für eine Frau auf dem Land ü­blich ist. Aber als ich in Frank­reich war, trug ich Hosen und Blu­sen. Ich zog sogar den Schlei­er ab!»

Ihr Vater lebt nicht mehr, so dass Ra­wiya nun die Che­fin der Fa­mi­lie ist. Das heißt: Sie ist für ihre neun Ge­schwis­ter und deren Kin­der ver­ant­wort­lich. «Als ich klein war, sah ich, wie mein Vater oft meine Mut­ter an­ge­schrien hat und wie bru­tal er sie schlug, es war schreck­lich. Da be­schloss ich, ge­gen­über nie­man­dem je schwach zu sein, auch nicht vor mei­nem Mann. Ich bin eine gamda, eine star­ke Frau – stark ge­gen­über allen, die meine Rech­te ein­schrä­nken wol­len. Ich bin der Vater, die Mut­ter und die große Schwes­ter in einem, ich kü­mm­ere mich um die Fa­mi­li­en­pa­pie­re und ver­wal­te das Geld. Im Guten und im Schlech­ten bin ich die­je­ni­ge, die hier alles trä­gt.»

Heute ist Ra­wiya die ein­zi­ge selbst­stä­nd­ige Tö­pf­erin im Dorf und hat ihrem Mann, ihren zwei Bru­̈dern und ihren ers­ten zwei Töc­htern das Tö­pfern bei­ge­bracht. Sie hat ihr ei­ge­nes Ate­lier.

* Eine ga­la­beya ist eine Art Kleid, das Frau­en tra­di­tio­nell über ihrer Be­klei­dung tra­gen.

 



DIE VIE­LEN FRAU­EN VON ÄGY­PTEN

von Hoda Salah, Po­li­to­lo­gin

In we­ni­gen Zei­len die Lage der ägy­pt­ischen Frau­en zu um­rei­ßen, ist eine kaum lö­sb­are Auf­ga­be: Was mei­nen wir, wenn wir von den „ägy­pt­ischen Frau­en“ spre­chen? Mei­nen wir damit die ägy­pt­ischen Frau­en auf dem Land oder sol­che, die in der Stadt woh­nen? Mei­nen wir die ägy­pt­ischen Frau­en, die aus der Mit­tel­schicht kom­men und die für ihre in­di­vi­du­el­len Rech­te käm­pfen, die im pri­va­ten Be­reich Frei­hei­ten for­dern wie se­xu­el­le Selbst­be­stim­mung, die Mö­glic­hkeit, al­lein zu woh­nen, das Recht, sich kei­nen Be­klei­dungs­vor­schrif­ten un­ter­wer­fen zu mü­ssen? Mei­nen wir Frau­en, die Frei­heit der Kunst for­dern, die selbst­be­stimmt und un­ab­hä­ng­ig sein möc­hten? Oder mei­nen wir die ägy­pt­ischen Frau­en, die unter der Ar­muts­gren­ze leben – und das sind immer noch 40% der Be­vö­lk­eru­ng –, die tag­tä­glich ums reine Übe­rl­eben käm­pfen und dem­entspre­chend ganz an­de­re Be­dür­fni­sse haben? Ihnen geht es um ök­on­om­ische Men­schen­rech­te wie sau­be­res Trink­was­ser, genug zu essen, Ge­sund­heits­ver­sor­gung oder um eine Ab­si­che­rung ihrer zu­meist in­for­mel­len Ar­beits­ver­häl­tni­sse. Die Frei­heit der Kunst be­sitzt für sie keine Prio­ri­tät, weil sie so­wie­so kaum Zu­gang zur Kunst haben. Oder mei­nen wir die christ­li­chen oder mus­li­mi­schen Ägy­pt­eri­nnen? Mei­nen wir die Frau­en, die in den un­ter­schied­lichs­ten po­li­ti­schen Be­we­gun­gen aktiv sind – in so­zia­lis­ti­schen, kon­ser­va­ti­ven, nas­se­ris­ti­schen, is­la­mis­ti­schen oder li­be­ra­len? Mei­nen wir die Nu­bie­rin­nen oder die im Sinai le­ben­den Be­dui­nen­frau­en? Sie alle haben ihre ei­ge­nen Ge­schich­ten, Werte, Le­bens­for­men, Er­fah­run­gen und Ziele – etwas wie «die ägy­pt­ischen Frau­en» gibt es nicht. (…)

Den­noch kö­nnen wir hier ei­ni­ge Ent­wick­lungs­li­ni­en nach­zeich­nen, die all diese „ägy­pt­ischen Frau­en“ his­to­risch ge­mein­sam haben: Der Kampf der ägy­pt­ischen Frau­en um ihre Rech­te be­gann Ende des vor­letz­ten Jahr­hun­derts. Diese erste Phase der Frau­en­be­we­gung dau­er­te von 1870 bis in die 1950er Jahre. Von An­fang an war die Frau­en­be­we­gung zu­gleich Teil der Wi­der­stands­be­we­gun­gen gegen die bri­ti­sche Ko­lo­ni­al­herr­schaft sowie Teil der Al-Nahda, der ara­bi­schen Re­nais­sance. (…) Die zwei­te Phase der Frau­en­be­we­gung fäl­lt in die 1950er bis 1970er Jahre. In die­ser Zeit übe­rna­hm der neu ge­bil­de­te ägy­pt­ische Staat so­zia­lis­ti­sche und pan­ara­bi­sche Ideo­lo­gi­en. (…) Die drit­te Phase der Frau­en­be­we­gung be­gann in den 1970er Jah­ren und hält bis in die Ge­gen­wart an; sie fäl­lt in die neo­li­be­ra­le Phase Ägy­pte­ns und be­gann mit dem Schei­tern des So­zia­lis­mus und der Zer­sto­̈ru­ng des Traums von Mo­der­ni­sie­rung und Wohl­stand nach der Nie­der­la­ge gegen Is­ra­el 1967. (…) Die vier­te Phase der Frau­en­be­we­gung ent­stand mit der Re­vo­lu­ti­on in Ägy­pten vom 25. Ja­nu­ar 2011. Sie be­kämp­ft nicht nur das be­ste­hen­de po­li­ti­sche Sys­tem, son­dern rich­tet sich eben­so gegen die alten Werte und die übe­rko­mm­ene po­li­ti­sche Kul­tur. (…) Be­dau­er­li­cher­wei­se nimmt Ägy­pten in der Liste der Lä­nder mit einem ge­schlechts­dis­kri­mi­nie­ren­den Ver­häl­tnis zwi­schen Mä­nnern und Frau­en immer noch Rang 125 von 136 ein, wie das Welt­wirt­schafts­fo­rum 2013 in sei­nem Be­richt fest­stell­te. (…)

Es er­gibt sich dem­nach der Wi­der­spruch, dass die­ser au­to­ri­ta­̈re Staat – ob wir dies wol­len oder nicht – in vie­len Ge­set­zen und Re­ge­lun­gen letzt­lich frau­en­freund­li­cher und li­be­ra­ler ist als die Pra­xis seine Bü­rger. (…)

Heute set­zen viele Frau­en ihre Par­tei­en unter Druck und konn­ten in­ner­halb der Par­tei­en­dy­na­mik einen Wan­del bei der Un­ter­stü­tzu­ng von Frau­en er­zie­len. (…) Gleich­wohl gibt es Hin­der­nis­se und Gren­zen der Frau­en­rech­te in Ägy­pten. (…)

Im Vor­der­grund (der Frau­en­be­we­gung) ste­hen The­men wie die Ge­walt in der Ehe, die Ver­hei­ra­tung min­der­jä­hr­iger Mä­dchen oder die Ge­ni­tal­ver­stüm­mlu­ng. We­ni­ger stark be­tont wer­den die ök­on­om­ischen Be­lan­ge der so­zia­len Ge­rech­tig­keit – ins­be­son­de­re was die Frau­en in län­dl­ichen Ge­bie­ten be­trifft, die als Bäu­eri­nnen oder Ar­bei­te­rin­nen des in­for­mel­len Ar­beits­markts noch kaum in den Fokus ge­rüc­kt sind. Frau­en, die au­ßer­halb der gro­ßen Stä­dte an der Pe­ri­phe­rie leben – im Su­̈den oder auf dem Sinai –, wer­den in die Ak­ti­vi­ta­̈ten der Frau­en­be­we­gung kaum ein­be­zo­gen und sind al­lein ge­las­sen.

Die Frau­en­rechts­ak­ti­vis­tin­nen pro­fi­tie­ren der­zeit noch von der Eu­pho­rie der Re­vo­lu­ti­on und haben das Be­wusst­sein und die Sen­si­bi­li­tät der Ägy­pter für Fra­gen der Gleich­be­rech­ti­gung und der Frau­en­rech­te ver­tieft. Sie haben damit eine dau­er­haf­te Wer­te­ä­nd­eru­ng be­wirkt. Frau­en­be­we­gun­gen sind er­folg­reich; in den Me­di­en und in der Ge­sell­schaft sind Frau­en pra­̈se­nt und wer­den ge­hö­rt. Be­rich­te über se­xu­el­le Be­lä­st­igu­ng und Ge­walt gegen Frau­en haben die Ö­ffen­tlic­hkeit für diese Pro­ble­me sen­si­bi­li­siert und dazu ge­füh­rt, dass sich heute eine brei­te­re Ge­sell­schafts­schicht der Rech­te der Frau­en stä­rker be­wusst ist. Frau­en­rechts­ak­ti­vis­tin­nen grü­nden For­schungs­zwei­ge zu Gen­der-Stu­dies an den Uni­ver­si­ta­̈ten, sie ä­ndern Lehr­pla­̈ne an den Schu­len, stel­len Ö­ffen­tlic­hkeit für ihr An­lie­gen her und zei­gen mit ihren ver­schie­de­nen Stim­men und un­ter­schied­li­chen Ak­ti­vi­ta­̈ten, dass es nicht die ägy­pt­ische Frau gibt, son­dern ägy­pt­ische Frau­en aus un­ter­schied­li­chen Eth­ni­en, Klas­sen und Wer­te­sys­te­men. Darin liegt auch die Be­deu­tung des vor­lie­gen­den Bu­ches, dass es diese Viel­falt der Frau­en in Ägy­pten wun­der­bar zeigt.



Über den Autor

Amélie Lo­sier

Ge­bo­ren 1976 in Ver­sailles, Frank­reich, stu­dier­te von 2001 bis 2005 Do­ku­men­tar­fo­to­gra­fie an der Schu­le „Fo­to­gra­fie am Schiff­bau­er­damm“ bei Prof. Arno Fi­scher, Ber­lin. Seit 2001 ist Amélie frei­be­ruf­li­che Fo­to­gra­fin in Ber­lin und Paris, seit 2004 au­ßer­dem Fo­to­gra­fin für Die Ta­ges­zei­tung. Ihre Ar­bei­ten wur­den im Rah­men zahl­rei­cher Ein­zel­aus­stel­lun­gen ge­zeigt, u. a. 2001 New-York — Il­lus­tra­ti­ons, Ga­le­rie Le Dépot des Pho­to­gra­phes, Paris; 2008 Quand la ville dort. Die Nacht­ar­bei­ter, Aka­de­mie der Küns­te, Klos­ter­ga­le­rie, Zeh­de­nick (Buch); 2013 Ber­li­na­le Back­stage, Schau­spiel­haus, Mag­de­burg; 2014 Sta­lin Allee vs Karl-Marx Allee, Fens­ter61, Ber­lin; 2016 — 2018 SAY­E­DA, Women in Egypt, In­sti­tut Français de Jor­da­nie, 5th Image Fes­ti­val, Amman, Jor­da­ni­en; Fes­ti­val Zü­rich Liest, Mo­dis­sa, Zü­rich, Schweiz; Haus am Kleist­park Pro­jekt­raum, Ber­lin (Buch).

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Zu­letzt ak­tua­li­siert 15.04.2020

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